Carolin Lerchenmüller hätte gern ein anderes Wort für das, was sie tut: die Medizin von einem Standpunkt zu betrachten, der die Unterschiede zwischen den Geschlechtern berücksichtigt. Die englische Sprache differenziert dabei zwischen dem biologischen «sex» und dem «gender», also der sozialen Rolle oder der selbstbestimmten geschlechtlichen Identität.
Im Wort «gender» sehen jedoch viele nur den Versuch, ihnen vorzuschreiben, wie sie zu reden und sprechen hätten. Prof. Dr. Lerchenmüller muss sich und ihre Arbeit also immer wieder erklären. Dass sie eine Frau ist, erschwert die Sache eher – Medizin ist traditionell männlich geprägt.
Ironischerweise sind ihre und die Erkenntnisse ihrer Kolleginnen – es arbeiten hauptsächlich Frauen in diesem Fachgebiet – für beide «sexes» gleich lebenswichtig: Herzinfarkt, Depression, Hirnschlag und weitere Phänomene äussern sich je nach Geschlecht häufig unterschiedlich und werden oft nicht erkannt.
Ein kurzweiliges Gespräch über Vorurteile, Fortschritt und die Herausforderung, ein positives Menschenbild zu wahren (es gelingt der Ärztin besser als dem Interviewer).